Ich bin Podcast Fan. Podcasterholic, könnte man fast sagen. Ich bin viel im Auto unterwegs und habe dabei viel Zeit, mir dort clevere Meinungen von klugen Leuten oder spannende Geschichten anzuhören. 

Während des Haushaltes kann ich Podcasts genießen. Und wenn es richtig spannend ist, nehme ich meine Kopfhörer zur Hunderunde mit und genieße den Podcast während des Gehens. 

Und da ist ja auch noch Instagram. Ich brauche viele Fotos und Videos für meinen Kanal und natürlich auch für die Webseite. 

Und diese ganzen Nachrichten, herrje, bekomme ich Nachrichten. Die kann ich auch noch eben beantworten, wenn ich draußen bin. Ahja, Mama hat gestern angerufen, die muss ich auch noch zurückrufen. Okay, dann wird es heute eine längere Hunderunde…

Na, weißt du schon, worauf ich hinaus will? 

Genau, auf Smombies. Smartphonezombies. 

Jüngst habe ich bei Lanz und Precht (Ausgabe 88) erschreckende Inhalte zur unachtsamen Handynutzung gehört. 

Das beschäftigt mich ohnehin. Ich habe ständig, wirklich ständig, das Handy in der Hand. Beziehungen leiden, Gespräche lassen nach, Lektüre wird zu 15 Sekunden TikTok. Jagd nach dem nächsten WlanZugang. 

„Ungefähr 2,5h verbringt jeder deutsche im Schnitt mit seinem Smartphone“ und „wir greifen im Schnitt 88 mal am Tag zum Handy“ laut Markus Lanz. 

Und nun meine persönliche Beichte: Mein Wochenbericht meines iPhones zeigt mir einen Tagesdurchschnitt von 6 Stunden und 31 Minuten (Allerdings „nur“ 58 Aktivierungen durchschnittlich am Tag). Gut, laut meinem Handy habe ich diese Woche meine Nutzung auch um 23 % reduziert. Jupp, 6 Stunden sind längst nicht mein Maximum. 

Jetzt fragst du dich sicher, wie ich auf die Idee komme, mich über meine Handynutzung zu beschweren und diese Beschwerde in mein Handy zu tippen.

Neulich, während ich zu einer Kundin fuhr, habe ich eben diesen Podcast gehört. Meine Kundin berichtete mir bei dem Termin von einem Vorfall in der Nachbarschaft mit einem schwarzen Schäferhund. Dieser Schäferhund hat schon für mehrere üble Vorfälle in der Nachbarschaft gesorgt. 

Sie zeigte mir ein Foto, dass sie heimlich von der Hundehalterin aufgenommen hat. 

Ich bin noch immer sprachlos. Dieser schwarze Schäferhund, ich tippe mal auf 25 kg, wurde an einer Flexileine geführt. Ich tippe weiter und schätze die Leine auf volle 5 Meter. Leine komplett ausgefahren. An einer Hauptstraße. Die Hundehalterin, vielleicht etwa 16 Jahre alt, mit Kopfhörern auf den Ohren und beiden Augen fest auf dem Smartphone gerichtet. In einer Hand, zerrend, eben dieser Straßenschreck von Schäferhund. 

Bevor sich alle aufregen: 

Der Hund ist vermutlich toll. Ich liebe Schäferhunde. Allerdings ist er komplett führungslos. 

Das junge Mädel ist bestimmt auch toll. Maßlos überfordert und lieber in ihrer eigenen Welt. 

Ich trage übrigens auch oft Kopfhörer. Wegen der Podcasts -  Scherz - ich trage sehr gern meine Noise-cancelling Kopfhörer, weil ich sehr geräuschempfindlich bin und manchmal einfach Ruhe und Natur brauche. 

Hunde brauchen Führung. Ich kann nur  führen, wenn ich die Lage gut einschätzen kann. Wenn ich sehe, was auf uns zukommt. Wenn mein Hund mir Fragen stellen kann (du ahnst nicht, wie oft, wie unglaublich oft Hunde ihre Halter in unbekannten Situationen anschauen und die Hundehalter kein Feedback geben, weil sie es nicht mitbekommen! Ist das nicht traurig?) oder ich frühzeitig bemerke, dass sich die Lage gerade ändert. 

Hat der Hund etwas gewittert? Fällt er schon ins Jagdverhalten? Ist mein Hund unsicher? Spielt er gerade? Was hat mein Hund eigentlich für Bedürfnisse? Was ist sein Highlight hier draußen? 

Beobachtet doch auch mal andere Hundehalter. Oft wirkt der Spaziergang so, als wären Hund und Halter ganz zufällig am selben Ort und ganz zufällig aneinander gebunden. 

Häufig sehe ich Hunde und Halter, die komplett verschiedene Interessen draußen haben. Beide mehr oder weniger genervt von dem schweren Klotz am anderen Ende der Leine. 

Ich möchte dich im Namen Deines Hundes höflich bitten: 

Lerne deinen Hund kennen. Beobachte deinen Hund. Nicht das merkwürdige, gruselige Beobachten. Sondern das freundliche, aufmerksame Beobachten. 

Wie willst du denn ein Team mit deinem Hund bilden, wenn du ihn nicht mal lesen kannst? 

Leg mal das Handy weg. Zwei Wochen. Beobachte. 

Und schaue, was sich etwas verändert. Nicht bei deinem Hund, sondern in deinem Verständnis. Deiner Beobachtungsgabe.

Stell dir mal vor, wir würden jeden Tag nicht 6 Stunden damit verbringen, auf unser Handy zu starren, sondern damit, unsere Hunde lesen zu lernen. Wenn wir nicht 88 mal das Smartphone greifen, sondern mit unserem Hund und unserer Umgebung. 

Oft beschweren wir Menschen uns, dass unsere Hunde nicht auf uns achten wenn wir mit ihnen gehen. Dabei achten wir nicht auf sie. Stell dir vor, Hunde fragen immer wieder durch Blicke bei ihren Menschen nach und bekommen keine Reaktion. Sie fangen an, nicht mehr nachzufragen und stattdessen eigene Entscheidungen zu treffen.

Also: beginne mit deiner Beobachtung, lass PodCast und Musik zuhause! Das Handy bleibt in der Tasche!

Ok, 1-2 Fotos von deinem Süßling sind erlaubt. Mehr aber nicht! 

08/23/2023 | Allgemein | 0 Comments

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